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Plastik.ZUR KUNSTGESCHICHTE. LXV 100 vor und 300 nach Chr. an. Diese Kunst ist ein Ableger der
hellenistischen. Wie die Säulenkapitäle umgebogene Akanthus-
blätter
tragen und Gestalten der griechischen Mythologie bei den
Ornamenten der Architektur verwertet sind, so finden wir Buddha-
statuen
mit dem Apollotypus in faltenreichem griechischen Ge-
wande
. Daß der Buddhismus diese fremde Kunst so stark hat auf
sich wirken lassen, erklärt sich aus seiner kosmopolitischen, über
Indien hinausstrebenden Richtung. Viel geringer, wenn über-
haupt
anzuerkennen, ist der griechische Einfluß auf die älteren
brahmanischen Kunstwerke; jedenfalls hat der national-indische
Brahmanismus, wie er den Buddhismus in Indien überwand, sich
auch frühzeitig den künstlerischen Einwirkungen des Auslands
entzogen.

Die indische Baukunst ist ursprünglich, wie die von Birma,
China und Japan, eine Holzarchitektur gewesen, die schon eine
längere Entwicklung durchgemacht haben muß, ehe man zum Stein
griff. Die ältesten Steindenkmäler Indiens sind nach Anlage und
Verzierung in der deutlichsten Weise Nachahmungen hölzerner
Vorbilder. Dazu haben wir das ausdrückliche Zeugnis des Griechen
Megasthenes, der von 302-288 vor Chr. als Gesandter des Seleukos
Nikator
am Hofe des Königs Tschandragupta in Pâtaliputra (S. 228)
geweilt hat, daß die Wälle dieser Hauptstadt aus Holz bestanden
und mit Löchern, d. h. Schießscharten für die Bogenschützen, ver-
sehen
waren. Der Übergang vom Holz- zum Steinbau muß eine
beträchtliche Zeit vor der Errichtung der ältesten erhaltenen Bau-
werke
stattgefunden haben; das lehrt die Sicherheit in der Behand-
lung
des Materials. Fremde Einflüsse scheinen auf die Anlage
der älteren Bauwerke wenig oder gar nicht eingewirkt zu haben;
dagegen ist die Ornamentik der griechischen Kunst in weitem
Umfang in Indien nachgeahmt worden, wie schon die zahlreichen
indo-korinthischen Säulen beweisen.

Die ersten Baukünstler in Indien sind, wie schon angedeutet,
die Buddhisten gewesen; sie haben sich immer einer größeren Ein-
fachheit
des Stils befleißigt als die Anhänger des Brahmanismus,
die je länger desto mehr auch auf diesem Gebiet ihrem Hang zu
Unnatur und Schwulst nachgegeben haben. Die ältesten buddhi-
stischen
Bauwerke sind die Stûpas (S. LXIV) genannten Reliquien-
und Erinnerungsmonumente, die vom III. Jahrhundert vor Chr. an
wohl ein Jahrtausend lang in großer Menge in Indien errichtet wor-
den
sind, und mit der Verbreitung des Buddhismus auch in den
Nachbarländern. Die Form dieser Stûpas, von denen zahlreiche,
wenn auch stark beschädigt, erhalten sind, ist die einer Halbkugel
oder Glocke mit umlaufendem Wandelgang; oben befindet sich ein
quadratischer Aufbau, der mit einem Schirm, dem indischen Sym-
bol
der Herrschaft, überspannt und von einem Steingitter umgeben
ist. Neben den Stûpas sind die berühmten buddhistischen Felsen-